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Berlifornication – was zur Hölle ist das eigentlich?
- „Berlifornication“ – klingt nach Party, Startup-Pitch und postironischem Jetlag. Tatsächlich ist es eine wunderbar widersprüchliche Wortschöpfung, ein Bastard aus Berlin und (Cali-)Fornication. Berlin und California – zwei Orte, die mehr Projektionsfläche sind als geografischer Raum. Rebellion trifft Kapitalrendite. Hedonismus trifft Hausverwaltung. Neukölln trifft Venice Beach – bloß mit mehr Graffiti und schlechterer Luft.
- „Berlifornication“ ist, wenn du mit einem Paket in der Hand im Regen an der Warschauer Straße frierst wie ein nasser Dackel, aber in deinem Kopf barfuß am Venice Beach entlang joggst – mit Sonnenbrille, Selbstachtung und Smoothie in der Hand. Es ist der Zustand, in dem du dich fühlst wie ein gefeierter DJ mit Model-Freundin, obwohl du in Wahrheit gerade bei Rewe deine Leergutbons suchst und den Kassierer duzt, weil ihr euch einfach zu oft seht.
- „Berlifornication“ bedeutet, du trägst schwarze Lederjacke und Sonnenbrille – im November, bei Nieselregen – weil du fest daran glaubst, dass dein Leben ein Musikvideo ist. Spoiler: Ist es nicht. Aber du siehst gut dabei aus. Es ist die romantische Idee, dass man in Berlin leben kann wie in Los Angeles – bloß ohne Sonne, Geld oder Vitamin D. Dafür mit Späti, Mietrückstand und einer Tinder-Biografie, die aus einem Zitat von Bukowski besteht.
- „Berlifornication“ ist keine Stadt und kein Zustand. Es ist eine Haltung. Eine Mischung aus „Ich hab alles im Griff“, „Ich hab gar nichts im Griff “ und „Aber ich geh trotzdem tanzen.“